JUDY
Du hast recht, aber lass mich. Bisher war ich begierig, etwas aus deinem Mund zu hören, jetzt, wo du ihn aufmachst, interessiert mich deine Rede nicht mehr. Ich habe einmal ein Seminar besucht, da traf ich eine wie dich. Ich weiß nicht, wie ich wieder nach Hause gekommen bin, es war eine harte Entscheidung. Jetzt bin ich hier und ich will, dass mir der da zuhört, denn ich will frei sein und auf den Flüssen fahren. Ich hatte einen Lover und ich habe ihn verabschiedet, eben so, weil es mir gefiel. Auch das war eine harte Entscheidung. Wer sie einmal trifft, trifft immer wieder, wie denn sonst. Man muss sich trennen können, sonst wird man getrennt, mittendurch, und das ist nicht angenehm.
Die Brüder haben sie eingekreist.
PARERGA
Hier geht es ja zu wie im Zoo, die Raubtiere haben Fütterung. Fürchtest du dich nicht ein bisschen, Judy, vor dem, was du tust?
JUDY
Ich habe mich gefürchtet, seit ich zwölf war, jetzt hat es sich ausgefürchtet. Was bitte tu ich denn, was du nicht längst getan hast. Nein, halt, das stimmt nicht: Ich lege die Karten auf den Tisch. Ich will nicht zum Gespött werden, ich will auch den da nicht zum Gespött machen. Ich habe versucht, ihn zu vergessen, aber es ging nicht. Deswegen bin ich da. Das ist ein einfacher Vorgang, nehme ich an, wie die Nahrungsaufnahme und der Darmkrebs. Jetzt weiß ich Bescheid und erledige den Rest. Ja, den Rest. Ihr könnt die Fenster offen lassen, ich werde nicht schreien. Es geht ganz einfach. Willst du, Hosni, mich nehmen, wie ich bin? Dann los. Eines bin ich nicht: ich bin nicht deine Frau, wenn du das meinst. Ich bin niemandes Frau, aber das steht auf einem anderen Blatt. Vielleicht bin ich kein Mann, das weiß ich nicht, aber ich bin auch keine Frau. Ihr beide seid Frauen, ich habe euch beobachtet, wie ihr mich beobachtet habt. Ihr wollt haben, was ihr nicht habt, ihr wollt sein, die ihr nicht seid, ihr wollt besitzen, was sich euch entzieht, ihr wollt kontrollieren, was sich nicht kontrollieren lässt. Daran habe ich euch erkannt. Ich bin keine Frau, ich habe es probiert und es hat mich gelangweilt.
HOSNI lehnt mit dem Rücken zur Wand. Er hält den Kopf gesenkt.
JUDY
Das ist wichtig, denn daraus folgt, was jetzt kommt. Diese beiden Komikerinnen sind gekommen, um mir meinen Schatten abzukaufen, weil sie mich für ein Dummerchen halten und an irgendeinen Hokuspokus glauben. Sie können ihn haben - unter einer Bedingung: dass du, Hosni, hier und jetzt schwörst, dass du nicht der Vater meiner Kinder sein willst, dass du keine Ansprüche stellst, wenn ich doch einmal eines zur Welt bringe, und dass du mir deine Eltern vom Leib hältst, wenn sie nicht mehr allein für sich sorgen können. Das sind einfache und klare Bedingungen, denke ich, die du mir nicht verweigern kannst. Sie haben auch nichts Unbilliges, sie sind nichts Besonderes, meine ich, aber ich bin ein klar denkender Mensch und will, dass du jetzt mit dem Kopf nickst und etwas Zustimmendes murmelst.
Hosni nickt.
JUDITH
Das kann er doch nicht machen.
PARERGA
O doch, er kann. Ob er es einlösen kann, steht auf einem anderen Blatt, aber er wird sich anstrengen.
Das Licht geht an.