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Ulrich Schödlbauer: Kontur der Schwester

JUDY
Ich fass ihn nicht an. Ich fass ihn nicht an. Um nichts. Ich zieh mich jetzt um und verschwinde. Ihr werdet schon alleine zurechtkommen. Es gibt viel zu tun. Die letzte Wäsche muss noch gebügelt werden, es liegen schon wieder zwei Waschmaschinen voll da. Das geht schnell, aber es muss gemacht werden. Ich weiß nicht, ob ich es euch sagen soll: im Schrank über der Spüle liegt ein bisschen Geld. Judith könnte zum Fleischer gehen und uns etwas kochen. Das Rezept liegt auf dem Tisch. Ach ja, bevor ich's vergesse: Woher willst du wissen, wofür ich mich schmücke? Ich bin doch kein Wachs in deinen Händen. Ich will auch nicht, dass du mich in die Hände bekommst, indem du dich meiner Wünsche bemächtigst, die niemanden etwas angehen und die ich niemandem zeige, auch dir nicht, basta.

PARERGA
Hast du gehört, Judith: sie will ausgehen. Aber weißt du nicht, dass wir dir überall begegnen würden, wohin du den Fuß auch setzest, wie das in deiner spitzen Sprache heißt?

JUDY
Schön, dass du es einmal offen aussprichst. Ich hätte es mir fast gedacht.
Das ist ein Spiel, ja?
Das ist ein Spiel ja?

PARERGA
Vergiss nicht, Judy, es ist dein Spiel. Wir sind alles, was du willst.

JUDY
Gut. Dann will ich, dass ihr geht.

PARERGA
Auch diesen Gefallen werden wir dir erweisen. Alles zu seiner Zeit, Judy, alles zu seiner Zeit.

JUDY
Aus dieser Wohnung ist ja ein richtiger Taubenschlag geworden. Also gut, wo ist das Täubchen?

Parerga macht eine Geste.

Halt, so einfach geht das nicht. Ich will, dass es von allein kommt.

PARERGA
Allein.

JUDY
Nein nein. Von allein.

PARERGA ratlos.