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Ulrich Schödlbauer: Kontur der Schwester

Hosni. Judy. Parerga.

JUDY
Das ist etwas ganz Neues. Sitzt herum, halb angezogen, brummt vor sich hin und starrt gegen die Wand. Man könnte ihn mitsamt Stuhl in die Ecke stellen, aber dazu ist er zu schwer.

HOSNI
Was brummst du da? Bewegung macht den Mann, stimmts? Aber ich habe mich schon bewegt, ich werde mich auch ferner bewegen und jetzt beliebt es mir, den Weg der Fliege an der Wand zu studieren. Dieser Tag graut seit Stunden, er ist ein Grauen. Wenn du schon in die Küche gehst, bring mir ein Wasser mit.

JUDY
Hols dir doch selber.

Parerga gießt ein, wirft eine Tablette ins Glas.

HOSNI
Komm, lass den Blödsinn.

Judith reicht ihm das Glas mit einem Hofknicks, er sieht nicht hin, trinkt.

HOSNI
Jetzt könnte ich wieder ins Bett gehen. Fragt sich nur in welches.

JUDY
Der Herr hat gesprochen, der Name des Herrn sei gepriesen. Aber dieser Name ist durchgestrichen vor allen Weibern, das sollte sich bis in deinen Fuhrpark herumgesprochen haben. Wenn du ein Bett brauchst, nimm dir eins. Wenn du jemanden zum Herumkommandieren brauchst, dann kauf ihn dir. Judith, bist du fertig mit Spülen? Hier liegt eine Halbleiche herum, die müssen wir noch aufräumen. Gehässig. ›Ich bin noch nicht fertig, die Fuhre übernehme ich selbst. Wen man nicht einstellt, den muss man auch nicht bezahlen. Und mir machts Spaß.‹

PARERGA
Judy, Liebe, schrei nicht so zickig herum. Dein Hektiker schläft, er kann nichts dafür. Ich habe ein bisschen nachgeholfen.

JUDY
Nachgeholfen? Bist du verrückt?

Stößt ihn an.

He, steh auf.

Sieht ihn an.

PARERGA
Weg da. Zeit ist Zeit. Wir werden dich schmücken wie einen Christbaum und dir die gebratenen Mandeln in deine zuckersüßen Zweige hängen. D’accord? Fass mal an, ich schaff den Hektiker nicht alleine.