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Ulrich Schödlbauer: Kontur der Schwester

HOLOFERN hinter der Bühne.
Parerga, Quasselstrippe. Redest du mit der Luft?

PARERGA.
Wache und liege
der Hündin gleich
auf deiner Schwelle!

HOLOFERN tritt in die Tür.
Wie werde ich Butlerin, Grundkurs letzte Auflage, die einzige Fußnote weit und breit. Du siehst, Parerga, ich kenne mich aus, du kannst mich nicht überraschen. - Wie findest du das: ›Bleib und wache, bis sie dich ruft. Die Herrin schläft, ich geh zur Jagd. Heute streif ich bis an die Mondberge und schicke meine Hunde über das schwarze Wasser, wo ich meine Herrin fand: Und sie hatte den Leib einer weißen Gazelle und warf keinen Schatten.‹

PARERGA
Und entzündete ihm das Herz. Wollte Gott, dass er heute seinen roten Falken wiederfände, der ihm damals seine Liebste fing. Denn als sie ihn floh und war wie der Wind und höhnte seiner, da flog er der weißen Gazelle zwischen die Lichter.

HOLOFERN
Du überrascht mich. Woher weißt du das? Lass mich nachdenken: ›Da stieg Zorn in ihm auf gegen den Falken, dass er es gewagt hatte, auf ihrer Stirn zu sitzen und zu schlagen ihre süßen Lichter!‹ Gut, wie? Manchmal, wenn mich das Jagdfieber überkommt, denke ich, er sollte ausgeschmollt haben und mir wieder zur Hand gehen. Ein stolzer Mordbube. Ich muss nur dranbleiben.

PARERGA
Könnte es sein, dass du über Nacht wegbleibst? Ich nehme an, dass du es Judith noch nicht gesagt hast. Soll ich es ihr schonend beibringen?

HOLOFERN zerstreut.
Kann schon sein, kann schon sein. Wenn sie ungeduldig wird, darfst du ihr noch etwas sagen: Das alles geschieht um ihretwillen. Es ist ein Geheimnis, das ich selbst nicht errate. Das klingt etwas dämlich, ich weiß, ein Geheimnis... Vielleicht hat sie ja auch eins? Ich könnte sie einmal fragen. Richte ihr aus -

Ist verschwunden.