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Ulrich Schödlbauer: Kontur der Schwester

Hosni kommt, mit ihm die Brüder.

HOSNI stolz.
Judy, Prinzessin, was sagst du zu diesem Essen, wählerisch, wie du bist?

JUDY kehrt ihm den Rücken zu.

DIE BRÜDER türmen die Einkäufe auf den Tisch. Sie halten sich die Flaschen unter die Augen, spielen pantomimisch den Einkauf nach.

DIE NACHBARSKINDER stürmen herein.
Wahnsinn. Habt ihr uns was mitgebracht?

JUDY ohne Hosni richtig anzusehen.
Wahrlich, es ist angelegt aufs Zertreten des Zarten. Das Plumpe siegt, wo immer eins hinsieht. Steine statt Brot, wie es heißt. Es ist gefährlich zu träumen; sobald du hochblickst, stülpt dir einer eine Kelle über den Kopf und heißt dich essen. So nicht, Hosni, so nicht. Ich will auch nicht immer gefragt werden, aber es muss passen. Es muss einfach passen. Bricht in Tränen aus. Ich könnte meine Tränen bewohnen wie ein Haus im Haus. Da fühlte ich mich sicher.

Setzt sich abseits und verbirgt das Gesicht.

BUCKEL
Bei uns wird gegessen, wies auf den Tisch kommt.

HOSNI nach einer Pause.
Sie hat eine spitze Zunge. Sie ist auch launisch. Aber ergibt das einen Sinn? Was keinen Sinn ergibt, das muss man ignorieren. Ich möchte ignorieren, was sie sagt, aber ich kann es nicht. Jedes Wort, das ich ignoriere, brennt sich tiefer in mich hinein. Was solls? Sie wird auch wieder anders, ihr werdet sehen.

Sie setzen sich an den Tisch und essen.

HOSNI winkt Judith heran.
He, Schleicherin, hast du auch keinen Hunger? Vielleicht bringst du ihr einen Teller, bevor die besten Stücke vom Tisch sind.

JUDITH willig.

JUDY fährt auf.
Jetzt reicht es. Wage nicht, mir nahezukommen, Erste unter den Gleichen! So habe ich mir das nicht gedacht, ich hätte euch gleich hinauswerfen sollen, beim ersten Anblick. Was solls. Ich kann es morgen tun oder übermorgen, das bleibt sich gleich.

Verbirgt das Gesicht wieder in den Händen.