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Ulrich Schödlbauer: Kontur der Schwester

HOSNI tritt in die Tür.

JUDY
Aus dem Haus! Aus dem Haus! Schaff sie fort!
Die oder ich. Überleg es dir gut.

HOSNI
Was hängt ihr hier herum?
Draußen steht der Sprinter.
Den könnt ihr entladen.

Die Brüder ab.

HOSNI geht an den Kühlschrank.

JUDY
Die oder ich. Überleg es dir gut.
Überleg es dir schnell. Etwas geht zu Ende.

HOSNI isst.
Wo sollen sie hin? Sie wohnen hier. Es ist ihr Zuhause.
Sie haben hier schon immer gelebt.

JUDY schweigt.

HOSNI ohne aufzusehen.
Mag sein, sie haben den Absprung verpasst.
Und? Andere sitzen im Dreck, das ist auch nicht angenehm.
Mir geht es blendend, aber das Haus bleibt auch ihr Haus.
Sie sind hier aufgewachsen wie ich.

JUDY deklamiert.
›Wir waren dreizehn.‹

Sie hält sich die Ohren zu.

HOSNI sieht sie an.
Dreizehn ist ein bisschen viel, aber das Geld hätten wir schon. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir abends mit unseren Kindern um diesen Tisch säßen. Es würde mir schon gefallen, zu sehen, dass es ihnen schmeckt, und sie zu Bett zu bringen und mit ihnen bei Tag über die Wiesen zu rennen. Das würde mir schon gefallen.

Er berührt sie.

JUDY schüttelt ihn ab.

HOSNI lacht.
Nicht zu toll, ja. Nicht zu toll.

JUDY ohne ihn anzusehen.
Der Ochse glaubt, er hat mich gekauft.
Seine Sprinter fahren überall in der Stadt.
Warum kommt er nach Hause? Er könnte sich ein Lokal kaufen und ein Hotel. Vielleicht hat er es längst. Ich glaube, es ist Zeit, einen Strich zu ziehen.

Kniet nieder und zieht einen Strich.

Du lachst, aber ich meine es ernst.
Bis zu diesem Strich darfst du mir kommen.
Was hier beginnt, geht dich nichts an.